Die Futteraufnahme ist ein zentrales Element im Leben eines Hundes und ein wichtiger Indikator für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden. Umso beunruhigender ist es für viele Hundebesitzer, wenn ihr Vierbeiner das Futter verweigert, nur lustlos am Napf schnuppert oder gar tagelang kaum etwas frisst. Während gelegentliches Mäkeln meist harmlos ist, kann anhaltende Futterverweigerung auf tieferliegendere Probleme hindeuten und sollte stets ernst genommen werden.
In diesem Artikel beleuchte ich die möglichen Ursachen für schlechtes Fressverhalten, gebe einen Überblick über rassebedingte Besonderheiten und zeige Strategien auf, wie du deinen Hund wieder zum Fressen motivieren kannst.
1. Mäkelhunde - Gibt es sie wirklich?
Das Bild des „Mäkelhundes“ ist vielen Hundebesitzern bekannt, doch aus verhaltensbiologischer Sicht ist Futterverweigerung beim Hund eher untypisch. Hunde sind von Natur aus Opportunisten, die Nahrung selten ablehnen, wenn sie verfügbar ist. Dennoch gibt es Rassen, die als schlechte Fresser gelten und bei denen ein zurückhaltendes Fressverhalten häufiger beobachtet wird.
Besonders auffällig sind folgende Rassen:
- Pudel (alle Größen)
- Doodle-Varianten (z. B. Labradoodle, Goldendoodle, Cockapoo, Maltipoo, etc.)
- Collies
- Windhunde (Greyhound, Whippet, Saluki)
- Malteser
- Shih Tzu
- Havaneser
- Terrierarten (z. B. Foxterrier)
Diese Rassen sind oft sensibler. Ihr Appetit ist weniger ausgeprägt als bei anderen, ursprünglich arbeitenden oder jagenden Hunden.
Trotz rassetypischer Tendenzen sollte jedes Tier individuell betrachtet werden. Auch innerhalb einer Rasse gibt es große Unterschiede – nicht jeder Pudel ist automatisch ein schlechter Fresser.
Die bekannte Studie und das Fachbuch von Karen L. Overall beschäftigen sich umfassend mit den Einflüssen von Genetik, Temperament und Umwelt auf das Verhalten von Hunden und Katzen, darunter auch das Fressverhalten. Die Studie zeigt, dass genetische Faktoren, Temperament und Stressanfälligkeit eine wichtige Rolle spielen können. [Overall, K.L., 2013: Manual of Clinical Behavioral Medicine for Dogs and Cats].
2. Was kann Futterverweigerung auslösen?
Medizinische Ursachen:
Bevor du fütterungstechnische Maßnahmen ergreifst, sollte stets eine tierärztliche Abklärung erfolgen. Anhaltende Futterverweigerung kann ein Symptom für folgende Erkrankungen sein:
Magen-Darm-Erkrankungen: Gastritis, Pankreatitis, Leber- oder Nierenerkrankungen, chronische Darmentzündungen.
Futterunverträglichkeiten/Allergien: Diese können Magen-Darm-Symptome wie Übelkeit, Sodbrennen, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen verursachen.
Zahnprobleme: Entzündungen, Zahnstein, lockere oder gebrochene Zähne.
Schmerzen: Allgemeine Schmerzen durch orthopädische oder andere Erkrankungen.
Infektionen: Virale oder bakterielle Infekte.
Tumore: Insbesondere im Verdauungstrakt.
Vergiftungen: Aufnahme von toxischen Substanzen.
Eine umfassende Untersuchung inklusive Blutbild, Kotuntersuchung und ggf. bildgebender Verfahren (Röntgen, Ultraschall) ist empfehlenswert.
Hormonelle und entwicklungsbedingte Faktoren:
Läufigkeit und Zyklus: Bei Hündinnen kann die Futteraufnahme während der Läufigkeit oder Scheinträchtigkeit stark schwanken. Hormonelle Veränderungen beeinflussen das Hungergefühl und die Verdauung.
Pubertät: Im Alter von ca. 7–12 Monaten, aber auch bei späteren Entwicklungsschüben, kommt es häufig zu Phasen mit vermindertem Appetit. Das Hauptwachstum ist meist abgeschlossen, sodass vorübergehende Fressunlust selten ein Problem darstellt.
Psychische Ursachen und Umweltfaktoren:
Stress ist ein zentraler Auslöser für Futterverweigerung. Die Ausschüttung von Stresshormonen (z. B. Cortisol) hemmt Appetit und Verdauung.
Veränderungen im Umfeld: Umzug, neue Familienmitglieder
Konkurrenz am Futternapf: Mehrhundehaushalt, Lärm, Unruhe, hektische Fütterungssituation
Überforderung im Training
Ständiges Beobachten oder Drängen beim Fressen
Fütterungsmanagement und Fehlerquellen:
Anerzogenes Mäkeln entsteht, wenn Hunde durch bestimmte Reaktionen oder Routinen lernen, Futter zu verweigern oder zu „pokern“, um etwas Besseres zu bekommen. So lernt der Hund, dass Mäkeln belohnt wird, ein klassisches Beispiel für unbewusste Konditionierung.
Typische Auslöser sind
– Immer wieder neues Futter anbieten, wenn der Hund etwas nicht frisst.
– Besondere Leckerbissen oder „besseres“ Futter nach Futterverweigerung geben.
– Viel Aufmerksamkeit beim Fressen (z. B. gutes Zureden, Ablenkung).
– Futter ständig verfügbar lassen.
Leckerli und Kauartikel: Die tatsächliche Menge an Snacks, Leckerchen und Kauartikeln wird oft unterschätzt, besonders bei kleinen Rassen. Zu viele Zwischenmahlzeiten verringern das Hungergefühl und führen zu Futterverweigerung.
Futtermenge und Fütterungszeiten: Eine Überfütterung oder zu häufige Mahlzeiten können dazu führen, dass der Hund schlicht keinen Hunger hat. Flexible Fütterungszeiten und gelegentliches Auslassen einer Mahlzeit (bei gesunden Hunden) können das Hungergefühl wieder anregen.
Qualität und Zusammensetzung des Futters:
Zusatzstoffe und Verarbeitung: Viele handelsübliche Futtersorten enthalten hochverarbeitete Zutaten, künstliche Zusatzstoffe und minderwertige Fleischqualitäten. Hunde erkennen diese oft als „nicht fressbar“ und verweigern das Futter.
Frische und Herkunft: Frische, natürliche Zutaten werden meist besser akzeptiert. Fleisch aus artgerechter Haltung, Gemüse ohne Pestizide und eine abwechslungsreiche Zusammensetzung sind entscheidend.
Futterkomponenten: Manche Hunde haben klare Präferenzen bei Fleischsorten, Innereien oder Gemüse. Bei der Rohfütterung sind oft Innereien ein Problem, wenn sie stückig angeboten werden. Gemüse wird gedünstet meist besser angenommen als roh
3. Fütterungsstrategien für mäkelige Hunde!
Futtermenge anpassen:
Überprüfe, ob die aktuelle Futtermenge dem tatsächlichen Bedarf entspricht. Reduziere ggf. die Menge, um das Hungergefühl zu fördern. Viele übersehen, dass Futter eines Hundes anzupassen, der sich im Wachstum befindet. Oft wird das Futter nicht reduziert, obwohl der Hund nicht mehr soviel benötigt.
Leckerlies und Kauartikel reduzieren:
Streiche für einige Zeit alle zusätzlichen Snacks und Kauartikel, um den Appetit und das Hungergefühl zu steigern.
Fütterungszeiten variieren:
Füttere nicht immer zur gleichen Zeit. Flexible Zeiten können helfen, das Interesse am Futter zu steigern. Versuche zumindest am Wochenende, die Fütterung morgens und abends hinauszuzögern.
Futterqualität verbessern und Futterkomponenten anpassen:
- Setze auf hochwertige, frische Zutaten und vermeide hochverarbeitete Futtermittel und künstliche Zusatzstoffe.
- Probiere verschiedene Fleischsorten und Gemüse aus, um herauszufinden, was dein Hund bevorzugt.
- Auch der Wechsel der Futterkonsistenz kann hilfreich sein. Manche Hunde bevorzugen stückiges Fleisch, andere eher gewolftes. Probiere aus, was dein Hund bevorzugt.
- Bei Futtermitteln mit einem hohen Fleischanteil ist die Akzeptanz oft höher.
- Gekochte selbst zusammengestellte Rationen und eine gewisse Abwechslung kommen auch oft besser an.
- Eine gewisse Abwechslung gestaltet die Fütterung oft interessanter.
- Leckere Toppings nutzen, wie zB kleine Mengen Parmesan, Hüttenkäse, Quark, Joghurt, Ei, Kokosöl, Lachsöl, geschnittene Trainingswurst, Knochenbrühe
- Keine stark gewürzten Speisen verwenden!
- Futter regelmäßig wechseln, aber nicht zu oft – Routine ist wichtig!
- Futter nach 15–20 Minuten entfernen. So lernt der Hund, dass das Futter nicht unbegrenzt verfügbar ist.
Futterplatz optimieren:
- Wähle einen ruhigen Ort, an dem der Hund beim Fressen nicht gestört oder abgelenkt wird (nicht direkt im Flur oder mitten im Durchgang). Der Platz sollte abseits von Türen, viel begangenen Wegen oder lauten Haushaltsgeräten (z. B. Waschmaschine) liegen.
- Der Futterplatz sollte nicht direkt neben dem Schlafplatz oder Körbchen liegen, damit der Hund die Bereiche klar unterscheiden kann
- Der Platz sollte leicht zu reinigen sein (z. B. Fliesenboden oder abwaschbare Unterlage).
- Stelle den Napf nicht direkt in die Sonne oder an eine Heizung, da das Futter sonst schneller verdirbt und der Hund sich beim Fressen unwohl fühlen könnte.
- Oft ist auch der Wechsel von Futternäpfen sinnvoll. Metallnäpfe mögen viele Hunde nicht, vor allem, wenn die Hundemarke ständig an den Napf schlägt. Auch aus hochgestellten Näpfen wird oft nicht gern gefressen, da es der natürlichen Fresshaltung widerspricht. Melaninnäpfe und Näpfe aus China sollte man meiden wegen der Giftstoffbelastung.
- Futter- und Wassernapf sollten nach jeder Futtergabe gereinigt werden.
Fressen als Spiel gestalten:
- Futter-Suchspiele: Verstecke kleine Portionen Futter oder Leckerli in der Wohnung oder im Garten. Lass deinen Hund suchen, schnüffeln und „arbeiten“, um sein Futter zu finden.
- Futterspielzeug & Intelligenzspielzeug: Nutze Futterbälle, Futterwürfel oder spezielle Schnüffelteppiche.
- Futter aus der Hand: Gib das Futter als Belohnung beim Training oder für kleine Tricks. Dein Hund verbindet das Fressen mit positiver Aufmerksamkeit und Aktivität. Mach es aber nicht zu schwer, damit kein Frust entsteht.
- Futter im Garten oder auf dem Spaziergang: Streue das Futter ins Gras oder auf den Boden während des Spaziergangs. (Die Gesamtfuttermenge im Blick behalten, damit dein Hund nicht zu viel oder zu wenig bekommt.)
Geduld und Konsequenz:
Geduld und Konsequenz sind die wichtigsten Zutaten, wenn es darum geht, das Fressverhalten eines Mäkelhundes nachhaltig zu verbessern. Veränderungen brauchen Zeit – gerade, wenn sich mäkeliges Verhalten schon länger eingeschlichen hat. Es ist ganz normal, dass der Hund nicht sofort auf neue Routinen anspringt und vielleicht anfangs das Futter stehen lässt. In solchen Momenten ist es entscheidend, ruhig zu bleiben und nicht sofort nachzugeben oder die Fütterungsstrategie wieder zu ändern.
Konsequenz bedeutet, klare Regeln aufzustellen und diese auch einzuhalten: Futter wird nur für eine bestimmte Zeit angeboten, es gibt keine Extras für Futterverweigerung, und das Fressen bleibt eine ruhige, alltägliche Angelegenheit. Je verlässlicher und entspannter du als Halter handelst, desto schneller versteht dein Hund, dass sich Mäkeln nicht lohnt. Mit Geduld und Beharrlichkeit wächst das Vertrauen – und das Fressverhalten normalisiert sich meist ganz von selbst.
4. Fazit:
Mäkelhunde können für jeden Halter eine echte Herausforderung sein – doch mit Geduld, Verständnis und den richtigen Maßnahmen lässt sich das Fressverhalten meist positiv beeinflussen.
Oft sind es kleine Veränderungen im Alltag, eine konsequente Routine und die richtige Portion Gelassenheit, die den Unterschied machen. Wer das Fressen zum spannenden Erlebnis macht, auf Belohnungen für Mäkeln verzichtet und seinem Hund klare Regeln bietet, kann oft schon viel erreichen.
Ob man die Gründe für die Futterverweigerung wirklich herausfinden muss oder ob man dauerhaft damit leben kann, hängt vor allem vom Gesundheitszustand und dem Alter des Hundes ab, aber auch vom Leidensdruck, der vielleicht schon vorhanden ist.
Verfalle nicht in Panik und suche dir gegebenenfalls professionelle Hilfe. Oft kann man mit einfachen Maßnahmen Abhilfe schaffen, oft dauert es aber auch länger, bis eine Besserung eintritt. Mit einer sinnvollen Kombination aus tierärztlicher Abklärung, hochwertigem Futter, angepasstem Fütterungsmanagement und viel Geduld lässt sich das Problem meist gut in den Griff bekommen.
Wenn du einen kleinen Mäkler zu Hause hast und Unterstützung brauchst, kannst du dich gern unter 0664 4117821 oder unter shop@pets-bio-world.at melden.